Für Hausärzte

Nur bei jedem vierten Patienten wird eine Leberzirrhose bereits im Frühstadium diagnostiziert.

Was sind die Ziele des SEAL-Programms?

Das SEAL-Programm wird wichtige Erkenntnisse zu Prävalenz und Epidemiologie von Lebererkrankungen in Rheinland-Pfalz und im Saarland liefern.

Ziel des SEAL-Programms ist die Erhöhung des Frühdiagnose-Anteils von Patienten mit fortgeschrittener Leberschädigung oder bisher nicht diagnostizierter Leberzirrhose im komplikationsfreien Stadium.
Hierfür wird ein transsektoraler Diagnosealgorithmus etabliert, der die Zusammenarbeit von Hausärzten, Fachärzten und Leberzentren in Rheinland-Pfalz und im Saarland strukturiert und auf einem Leberwert- Screening im Rahmen des hausärztlichen Check-up 35 basiert.

Neben der Antwort auf die Frage, inwieweit ein solcher Diagnosealgorithmus den Frühdiagnose-Anteil erhöhen kann, wird das SEAL-Programm wichtige Erkenntnisse zu Prävalenz und Epidemiologie von Lebererkrankungen in Rheinland-Pfalz und im Saarland liefern und dabei helfen, die Zusammenarbeit zwischen Hausärzten, Fachärzten und Leberzentren bei der Versorgung von Patienten mit chronischen Lebererkrankungen zu verbessern.

Sollte sich zeigen, dass die Etablierung eines Leberwert-Screenings effektiv ist, besteht die Möglichkeit der Übernahme dieser Leistung in die Regelversorgung durch den G-BA.

Hintergrund des SEAL-Programms

Nur bei jedem vierten Patienten wird eine Leberzirrhose bereits im Frühstadium diagnostiziert.

Die Leberzirrhose ist eine chronische Krankheit, die sich über Jahre und Jahrzehnte auf dem Boden verschiedener Risikofaktoren häufig unbemerkt entwickelt. Die in Deutschland häufigsten ursächlichen Krankheiten sind chronischer Alkoholkonsum, eine chronische Hepatitis C- oder Hepatitis B-Infektion oder eine nichtalkoholische Fettleber-Hepatitis bei Patienten mit metabolischem Syndrom. Weitere Ursachen können autoimmune Erkrankungen von Leber und Gallenwegen oder Stoffwechselstörungen sein. Obwohl die Leberzirrhose sich in der Regel über Jahrzehnte entwickelt, wird die Diagnose selbst in Ländern mit einem hochentwickelten Gesundheitssystem nur bei jedem vierten Patienten im asymptomatischen Frühstadium diagnostiziert. Regelhaft wird die Diagnose einer Leberzirrhose daher erst mit dem Auftreten der Komplikationen und damit in einem Spätstadium gestellt (Jepsen et al., 2010).

Patienten mit einer dekompensierten Leberzirrhose stellen ein Hochrisikokollektiv für die Entwicklung weiterer Dekompensationsereignisse dar. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Patienten mit Leberzirrhose ist 10 bis 20 Jahre niedriger als die der Gesamtbevölkerung. Dabei ist die Leberzirrhose im kompensierten Stadium in den allermeisten Fällen einer ursächlichen Therapie zugänglich, die ein Voranschreiten der Erkrankung verhindern und der Entwicklung von Komplikationen vorbeugen kann (Williams et al., 2014). Eine wesentliche Ursache für den geringen Anteil an Frühdiagnosen ist das Fehlen eines strukturierten Diagnosepfades für Patienten mit fortgeschrittenen chronischen Lebererkrankungen. (Jepsen P, Ott P, Andersen PK et al., Hepatology 2010;51:1675-82 Williams R, Aspinall R, Bellis M et al., Lancet 2014;384:1953-1997)

Ablauf für den Hausarzt

Hausärzte werden im Alltag häufig mit der Frage konfrontiert, wie und welche weitere Abklärung bei Patienten mit unklar erhöhten Leberwerten erforderlich ist. Eine Umfrage unter 380 Hausärzten in Rheinland-Pfalz und im Saarland hat ergeben, dass sich die diagnostischen Strategien zum Teil deutlich unterscheiden (Jansky et al., 2017).

Der SEAL-Diagnosealgorithmus ist einfach. Alle Patienten, die einen Anspruch auf einen Check-up 35 haben und bei der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland versichert sind, können teilnehmen. Im Rahmen der ohnehin für den Check-up 35 erforderlichen Blutentnahme werden die Leberwerte ALT und AST sowie die Thrombozytenkonzentration mitbestimmt.

Die Ergebnisse der kurzen Anamnese und der Laborwerte werden anschließend auf der zugangsgeschützten SEAL-Webplattform dokumentiert. Auf Basis dieser Daten wird automatisiert der APRI-Score, ein Leberfibrose-Risiko-Score, kalkuliert und ausgegeben. Wird ein bestimmter Risiko-Grenzwert überschritten, überweist der Hausarzt den Patienten zur weiteren Abklärung an einen am SEAL-Programm teilnehmenden Facharzt. Die Identifikation von SEAL-Fachärzten sowie die Überweisung wird dabei durch die SEAL-Webplattform unterstützt.

Für Patienten ohne erhöhten Leberfibrose-Risiko-Score ist das SEAL-Programm abgeschlossen und die weitere Behandlung wird vom Hausarzt individuell festgelegt. Für das generelle Vorgehen bei der Abklärung erhöhter Leberwerte stellen wir einen Behandlungsleitfaden zur Verfügung, der einige hilfreiche Tipps enthält.

Der hausärztliche Aufwand für Einschreibung und Dokumentation wird mit einem Honorar in Höhe von 20 EUR je vollständig dokumentiertem Patienten vergütet.

Jansky M, Mattlinger C, Nguyen-Tat M et al., DMW 2017 (im Druck)

Voraussetzungen für die Teilnahme am SEAL-Programm

HAUSÄRZTE

Am SEAL-Programm können alle hausärztlich tätigen Ärzte in Rheinland-Pfalz und im Saarland teilnehmen, die Check-up 35-Untersuchungen durchführen und über einen Internet-Anschluss in der Praxis verfügen.

FACHÄRZTE

Teilnehmen können alle fachärztlich-ambulant tätigen Fachärzte für Innere Medizin sowie Fachärzte für Innere Medizin mit Schwerpunkt Gastroenterologie, die in Rheinland-Pfalz oder im Saarland tätig sind und über einen Internet-Anschluss in der Praxis verfügen.

Spezial-Kenntnisse in der Behandlung von Lebererkrankungen oder eine über die übliche fachärztlich-internistische Ausstattung hinausgehende Ausrüstung sind nicht erforderlich.

PATIENTEN

Die Teilnahme am SEAL-Programm steht allen Patienten ab dem 35. Lebensjahr offen, die bei der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland versichert sind, deren Hausarzt am SEAL-Programm teilnimmt und die den Check-up 35 wahrnehmen. Voraussetzung ist eine schriftliche Einwilligungserklärung.

VERTRAGLICHE GRUNDLAGE

Das SEAL-Programm wird auf Grundlage eines Selektivvertrags nach §140 a SGB V (Besondere Versorgung) durchgeführt. Dieser Vertrag wurde zwischen der Universitätsmedizin Mainz, dem Universitätsklinikum des Saarlandes und der AOK-Rheinland- Pfalz/Saarland abgeschlossen.

Die Teilnahme am SEAL-Programm ist einfach. Haus- und Fachärzte, die am SEAL-Programm teilnehmen möchten, erklären schriftlich gegenüber der AOK Rheinland-Pfalz/ Saarland ihren Beitritt zu diesem Vertrag. Patienten der AOK Rheinland-Pfalz/ Saarland unterzeichnen bei Ihrem Hausarzt die Einverständniserklärung.

Den Rahmenvertrag; die Beitrittserklärung, die Vergütungsvereinbarung und die Einverständniserklärung für Patienten finden Sie hier.

Nachdem die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland Ihre Beitrittserklärung erhalten und geprüft hat, erhalten Sie von uns ein Starterpaket mit dem Behandlungsleitfaden, den Patienteninformationen und den Patienten-Einwilligungserklärungen. Zudem schicken wir Ihnen die Zugangsdaten für die SEAL-Webplattform, auf der die Dokumentation sowie die Abrechnung der Dokumentationshonorare erfolgen.

Alle Fragen rund um den Vertrag beantworten wir Ihnen gerne auch persönlich! Unsere Kontaktinformationen finden Sie hier.